Dr Jana Uher
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Keiner wie der Andere Große Menschenaffen sind die nächsten lebenden Verwandten des Menschen. Ihre geistigen Fähigkeiten werden seit langem untersucht und mit denen des Menschen verglichen. Doch die ausgeprägte Individualität von Menschenaffen wurde lange Zeit von der Forschung ignoriert und als reine Vermenschlichung abgetan. Jana Uher hat am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig neue Methodiken und Forschungsansätze entwickelt, um die ausgeprägten individuellen Unterschiede bei Großen Menschenaffen wissenschaftlich zu untersuchen. Ihre umfassenden Studien im Zoo Leipzig weisen systematisch individual-spezifische Besonderheiten - d.h. "Persönlichkeitsunterschiede" - im Verhalten Großer Menschenaffen nach.
Große Menschenaffen sind die nächsten lebenden
Verwandten des Menschen. Bereits die Pioniere der Primatenforschung
wie Wolfgang Köhler und Robert Yerkes berichteten schon vor fast
100 Jahren von Beobachtungen über die ausgeprägte Individualität
dieser Arten. Doch die Erforschung individual-spezifischer
Besonderheiten oder gar ihre Bezeichnung als
"Persönlichkeitsunterschiede" wurde lange Zeit als reine
Vermenschlichung abgetan. Diese minutiöse und umfassende Registrierung des
individuellen Verhaltens in vielfältigen Situationen auf insgesamt
76 Verhaltensvariablen ermöglichte aufschlussreiche Analysen.
Entscheidend dabei war, dass Jana Uher alle Verhaltenstests und
Beobachtungen mehrfach wiederholte und in zwei getrennten
Zeiträumen von jeweils 14 Tagen durchführte. Insgesamt
protokollierte sie das Verhalten eines einzelnen Individuums über
67,3 Stunden. Durch diese umfangreichen Datensätze konnte sie genau
untersuchen, ob individuelle Unterschiede nur zufällig auftraten
oder ob Menschenaffen tatsächlich stabile Verhaltensunterschiede
zeigen, die spezifisch für die Individuen sind, denn nur diese
werden als "Persönlichkeitsunterschiede" bezeichnet.
In einem anderen Test wurde untersucht, wie impulsiv die Individuen auf den Anblick einer Schale voll Futter oder einer Banane reagieren und wie lange sie ruhig abwarten können, bis sie das Futter (jeweils nach ein paar Minuten) bekamen (Pile of food test, Food out of reach test; Uher et al., 2008, p.103). Links im Bild schläft die eigentliche Testkandidatin Viringika ruhig unterm Tisch, während ihre 2-jährige Tochter Kibara auf ihr sitzt und nicht vom Anblick der Banane lassen kann - so wie auch Fraukje beim Anblick des Fruchtbergs rechts im Bild.
Für die Untersuchung von Explorationsverhalten bekamen die Menschenaffen auch bunt gefärbte Apfelstücke in neuen Formen (Novel food test; Uher et al., 2008, p. 103). Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Manche Affen untersuchten das bunte Futter ausgiebig, spielten damit und kosteten es. Andere hingegen ignorierten die sonderbaren Stücke einfach und wieder andere warfen sie der Forscherin mit spitzen Fingern zurück.
Die Aufmerksamkeit der Affen war gefordert, als ohne ihr Wissen Rosinen versteckt oder mit Honig an die Wand geklebt waren (Hidden food test; Uher et al., 2008, p. 102). Manche Individuen entdeckten die süßen Überraschungen recht schnell, während andere sie erst nach einer ganzen Weile oder auch gar nicht bemerkten, obwohl sie direkt daneben saßen.
Wie ausdauernd sich Menschenaffen einer Aufgabe widmen können, auch wenn es nicht gleich eine Belohnung dafür gibt, wurde im Knopf-Box-Test untersucht (Button-box Test; Uher et al., 2008, p. 101). Nachdem die Individuen in einem ersten Durchlauf bei jedem Drücken der großen gelben Knöpfe der Box eine Belohnung bekamen, folgte ein zweiter, in dem es keine Belohnung mehr auf Knopfdruck gab. Manche Individuen drückten die Knöpfe beharrlich weiter und legten dabei eine große Ausdauer an den Tag, während es sich andere auf einem Nest bequem machten und nur ab und zu mal einen Knopf drückten.
Diese Forschungsarbeiten wurden mit mehreren wissenschaftlichen Preisen
ausgezeichnet. Wissenschaftliche Publikationen: Uher, J., Asendorpf, J. B., & Call, J. (2008). Personality in the behaviour of great apes: Temporal stability, cross-situational consistency and coherence in response. Animal Behaviour, 75, 99-112. https://doi.org/10.1016/j.anbehav.2007.04.018 [Download] [Highlights] Uher, J. (2011b). Personality in nonhuman primates: What can we learn from human personality psychology? In A. Weiss, J. King, & L. Murray (Eds.). Personality and temperament in nonhuman primates (pp. 41-76). New York, NY: Springer. https://doi.org/10.1007/978-1-4614-0176-6_3 [Download] [Highlights] Uher, J. (2008a). Comparative personality research: Methodological approaches [Target article]. European Journal of Personality, 22, 427-455. https://doi.org/10.1002/per.680 [paper request] [Highlights] Uher, J. (2008b). Three methodological core issues of comparative personality research. European Journal of Personality, 22, 475-496. https://doi.org/10.1002/per.688 [paper request] [Highlights] Uher, J. & Asendorpf, J. B. (2008). Personality assessment in the Great Apes: Comparing ecologically valid behavior measures, behavior ratings, and adjective ratings. Journal of Research in Personality, 42, 821-838. https://doi.org/10.1016/j.jrp.2007.10.004 [Download] [Highlights] Letzte Aktualisierung 14.09.2013 Keywords: Pan paniscus, Pan troglodytes, Gorilla gorilla, Pongo pygmaeus, Bonobo, Schimpanse, Gorilla, Orangutan, individuelle Unterschiede, Persönlichkeit, Beurteilung, Persönlichkeitsmessung, Rating, Verhaltensprofile, individuelles Verhalten, Persönlichkeitsunterschiede. |
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